Friaul - Juwel zwischen Alpen und Adria

Friaul - Juwel zwischen Alpen und Adria

Es ist bekannt, das im Friaul, im Nordosten Italiens, zwischen den Bergmassiven der Alpen und der Adria eingerahmt, die mit feinsten Weißweine Italiens gedeihen. Auch bekannt ist, dass autochthone Rebsorten dort außergewöhnliche Qualitäten entstehen lassen, von den vielen regionalen Spezialitäten, der Handwerkskunst, den Sehenswürdigkeiten und Kulturschätzen ganz zu schweigen. Warum also zum Henker lässt sich das Zeug so schwer verkaufen? In einer Runde von Weinhändlern hatten wir uns sehr kontrovers darüber unterhalten! Zu teuer! (Das sind andere auch). Für Weißweine geben die Leute nicht so viel aus wie für Rote! (warum, ein GG ist auch nicht billiger) Die Region ist out (das hatte ich eingeworfen), kennt keiner (das zu ändern sind wir da, das ist unsere Existenzberechtigung). Lugana hat mehr Bums! (Hey, come on, das kommt gleich nach "danach fragt ja keiner"). Leute, es gibt nur eins: "Wir müssen dahin und gucken was los ist"!

Gesagt, getan, da die Runde während der Vinitaly in Verona stattfand haben sich spontan einige Kollegen gefunden, die ihre Rückreise mit einem Umweg über das Friaul verlängerten. Volpe Pasini hat sich bereit erklärt, die kleine Truppe aus Deutschland aufzunehmen. Schön dass es verschiedene Leute aus unterschiedlichen Gebieten waren, neben mir aus Frankfurt am Main waren auch München, Bamberg, Bremen, Trier, Landsberg und die Bundeshauptstadt mit von der Partie. Volpe Pasini ist das älteste Weingut (seit 1596) in Nordostitalien, der Landsitz war im 19. Jahrhundert ein Treffpunkt der Elite des Landes. Auf seinem spektakulären Flug nach Wien 1915 übernachtete Gabriele D'Annunzio hier um am nächsten Tag von Triest aus weiterzufliegen, seine Flugblätter über der Stadt abzuwerfen und die Bevölkerung zur Kapitulation zu bewegen. Volpe Pasini liegt im Colli Orientali del Friuli, dem Besitzer, Dottore Rotoli, gehört auch das legendäre Weingut Schiopetto in Mitten des Hügelgebietes Collio del Friuli, das eigentliche Ziel unserer Reise. Denn dort, wo das Herz des Anbaugebietes schlägt, begann 1965 alles! Dort soll also die Wiege des Italienischen Qualitätsweissweins sein. Dort wurde die weiße Seele der Italienischen Weine geboren, noch lange bevor in Südtirol, Frascati, Soave oder Sizilien daran gedacht wurde den Spitzenweinen der Welt Paroli zu bieten. Bis zu dieser Zeit waren Deutsche Rieslinge, weiße Weine aus dem Elsass, Bordeaux, Weine von der Loire oder aus dem Burgund die Spitze der Weinproduktion. Aber dann kam Mario Schiopetto und stellte die Weinwelt auf den Kopf! Der erste in Italien mit temperaturkontrollierter Vinifikationstechnik! Der erste mit Spontanvergärung durch eigener Hefeselektion aus den traubeneigenen Hefen! Der erste der statt zu pumpen die Schwerkraft nutzte! Der erste der in Italien die selektierten Klone den verschiedenen Bodenkompositionen zuordnete! Der erste der im Friaul einen damals noch Tocai genannten Friulano herstellte, gemäß seines Vorbilds Tocai d' Alsace von der Domaine Trimbach. Schiopetto´s Schlegelflasche und das Etikett erinnern noch heute daran.

Bei Schiopetto angekommen sind wir überwältigt von der sauber und akkurat angelegten Winzerlandschaft. Geradezu sichtbar ist die Perfektion und Qualitätsbegeisterung der Winzer im ganzen Collio, sanft hebt und senkt sich die grüne Landschaft in Hügeln und Senken. Die Rebstöcke bilden unbeirrt ihre Reihen und werden nur von Villen und kleinen Dörfchen, von Bächen und zum Teil ausgetrockneten Flussbetten unterbrochen. Die Menschen sind freundlich und in der kleinen Osteria kommt man schnell ins Gespräch mit den Einheimischen. Drei Kalifornier, der italienischen Sprache nicht mächtig, schließen sich uns an. Wir kommen ins Gespräch und staunen über die großen Stückzahlen der in Los Angeles und San Francisco verkauften Weine. Die Amerikaner loben das gute Preis/Genussverhältnis und setzen die Qualität der Friulaner mit denen der Großen Gewächse Deutschlands, Frankreichs und Amerikas (Oregon, Washington State und natürlich Kalifornien) ins Verhältnis. Wir bekommen die ersten Zweifel an unseren Vorurteilen. Im Keller der Villa Schiopetto erlangen wir erstmals Eintritt in die Cathedrale del Vino, wir hören von den Amerikanern, dass Robert Mondavi seine Winecathedral nach dieser benannt hat. Auch bei diesem Begriff war Mario Schiopetto schneller als alle anderen. Wir betreten Marios Zimmer, der Raum, wo in einem Duzend Stahlbehältern die traubeneigenen Hefen gezüchtet werden. Wir erfahren, dass diese Anlage zusammen mit einer anderen in Südafrika die größte ihrer Art ist. Auf Nachfrage erfahre ich, dass andere Winzer auch so arbeiten, aber meist mit nur einem Prestigewein, nicht mit der gesamten Produktion! Wir bekommen große Augen (und eine trockene Kehle). Über einen Aufzug gelangen wir in den ersten Stock, der Grund, Mario konnte vor seinem Tod nicht mehr laufen, war auf den Rollstuhl angewiesen und wollte aber bis zum Schluss seiner Berufung folgen und jeden Tag im Weinkeller arbeiten. In jungen Jahren erfahren wir habe er im Auto geschlafen um während der Vergärung bei seinen Weinen zu sein (im Keller wäre es wegen des Kohlendioxids zu gefährlich gewesen)! Oben im Verkostungsraum steht der Jahrgang 2014 für uns zur Degustation bereit! Hey, wir haben April 2016 und würden gerne den aktuellen Jahrgang probieren, 2014 ist ja auch nicht eins der herausragenden Jahre! Die beiden Brüder Francesco und Alessandro Rotolo lachen und sagen: "Das ist der aktuelle Jahrgang, Schiopettoweine kommen immer erst im zweiten Jahr nach der Ernte auf den Markt, und gute Weingüter erkennt man stets an schlechten Jahrgängen! Er öffnet den ersten Wein, einen Schiopetto Blanc des Rosis Bianco 2014, den Brot und Butterwein des Weingutes und lächelt noch immer. Feine Noten von weißen Blüten, Jasmin, Lindenblüten, Salbei und andere balsamische Noten sind sehr leicht und fein zu erahnen. Ganz schön leicht, etwas wenig für den Preis denke ich und notiere eine entsprechende Punktzahl auf meinem Verkostungsblock. Während die nächste Flasche geöffnet wird probiere ich nach und erhöhe die Zahl etwas, dieser feine Geschmack, zart und filigran, bleibt aber am Gaumen beständig präsent! Bevor der nächste Wein, ein Ribolla Gialla Venezia Giulia 2014 von Schiopetto eingeschenkt wird, packe ich noch geschwind ein Pünktchen zu! Wir starten mit den "richtigen Schiopettoweinen" im gelben Gewandt! Der Schiopetto Malvasia Collio del Friuli 2014 ist ebenso ein "Devil in disguise". Ich fange an meinen Punktekatalog zu überdenken und komme in Schwierigkeiten. Zeitgleich lege ich eine Einkaufsliste an! Es folgen Pinot Grigio, Pinot Bianco, Sauvignon Blanc und der - Gambero Rosso Weisswein des Jahres - Friulano del Collio von Schiopetto, sie ahnen es, Jahrgang 2014! Bähm, Bähm, Bäääähm! Kein einziger Blockbuster, keine Granate, keine Superdupernase, kein Geruchsporno beim Sauvignon! Nix von alledem! Nur unendliche Eleganz, eine geradezu aristokratische Finesse, eine in der Ferne wunderschön singende Violine, der man auf dem Weg in den Schlummer lauscht und selig mit einem Lächeln auf den Lippen träumend nachsinnt. Wahnsinn, das ist also dieser Mythos, der diesen Weinen anhaftet! Man muss aufmerksam sein, sich den Weinen widmen, zuhören, schmecken, ich lerne. Ich lerne wie in frühen Jahren. Es werden zwei Rotweine geöffnet, Rivarossa und Blumeri, Cabernet-Sauvignon und Merlot beide toll und beeindruckend, schwer, saftig, ausgewogen, eine Überraschung, sie haben mir schon auf den Messen sehr gut gefallen, sie haben mich überrascht als ich erfahren habe, dass sie aus dem Friaul stammen. Sie wachsen im Colli Orientali, nur dort sind alle Bedingungen für den Anbau von Rotweinen so wie die strengen Anforderungen des Weinguts es fordern. Wir machen uns auf und besuchen den Weinberg Blumeri inmitten der unvergleichlich lieblichen Landschaft die mich an das Auenland im Herrn der Ringe erinnert, allerdings nicht ohne noch zu erfahren, das Mario Schiopetto die erste Heizkraftanlage für seine Rebabfälle (ähnlich des heutigen Pelletsystems) erfunden und auch in der Agronomie Pionierarbeit geleistet hat. Alles toll, aber der zarte Geschmack und der feine Duft der Weißweine geht mir nicht aus dem Kopf, nicht vom Gaumen, nicht aus der Nase. Ich muss meine Kenntnisse neu justieren! Mein Einkaufszettel, wird länger. Am Abend diskutieren wir lange über die Erlebnisse dieses Tages, ein jeder ist geradezu entzückt. Wir fragen uns wie wir unseren Kunden dieses Erlebnis transportieren können. Am Abend sind wir alle, samt den Amerikanern, eingeladen mit der Familie Rotolo zu Abend zu essen. Frau Rotolo lässt es sich nicht nehmen persönlich für alle zu kochen, es gibt friulanische Hausmannskost. Einen Gerstenbrei mit Garnelen, frische Spargel, Gemüseflan, geschmortes Lamm, alles köstlich, fein und begleitet mit alten Weinen aus dem privaten Keller. Die Familie erfreut sich mit wachsender Begeisterung unserer offenen Münder und Augen wenn wir die Jahrgänge erfahren welche die aufgetragenen Bouteillen tragen. 1999, 2001, 2004, 2006, 2007, 2009 die Jüngste. Weißweine, frisch wie am ersten Tag! Keiner der Weine hatte einen Alterston, weder im Geruch, in der Farbe oder gar im Geschmack! Nur im Gegensatz zur jüngsten Abfüllung viel edler, viel ausgewogener, kräftiger, kompletter in der Textur. Hat man in den Weinen der ersten Verkostung die Natur, die Landschaft, die filigrane Handwerkskunst des Kellermeisters gespürt so werden diese Weine noch um die Faktoren Zeit, Kultur, Ruhe und Geduld ergänzt und vervollständigt. Eine der imposantesten Weinproben die ich erleben durfte! Ich bin wahrlich überwältigt! Am nächsten Morgen nach einem leckeren Frühstück machen wir uns auf den Heimweg nicht ohne noch in Cividale del Friuli die berühmte Teufelsbrücke zu bestaunen, in San Daniele Schinken zu essen, in Udine Schuhe zu kaufen, in Triest Kaffee und in Slowenien Benzin zu tanken. Während wir über die Tauernautobahn nach Hause fahren bleiben wir noch zweimal zum rasten stehen und lassen das erlebte Revue passieren! Auch die traditionelle Rast im Ayinger Braustübel wo sich unsere Wege trennen ist geprägt vom Erlebnis "Friaul" - Ein Juwel zwischen Aplen und Adria.

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Es ist bekannt, das im Friaul, im Nordosten Italiens, zwischen den Bergmassiven der Alpen und der Adria eingerahmt, die mit feinsten Weißweine Italiens gedeihen. Auch bekannt ist, dass autochthone Rebsorten dort außergewöhnliche Qualitäten entstehen lassen, von den vielen regionalen Spezialitäten, der Handwerkskunst, den Sehenswürdigkeiten und Kulturschätzen ganz zu schweigen. Warum also zum Henker lässt sich das Zeug so schwer verkaufen? In einer Runde von Weinhändlern hatten wir uns sehr kontrovers darüber unterhalten! Zu teuer! (Das sind andere auch). Für Weißweine geben die Leute nicht so viel aus wie für Rote! (warum, ein GG ist auch nicht billiger) Die Region ist out (das hatte ich eingeworfen), kennt keiner (das zu ändern sind wir da, das ist unsere Existenzberechtigung). Lugana hat mehr Bums! (Hey, come on, das kommt gleich nach "danach fragt ja keiner"). Leute, es gibt nur eins: "Wir müssen dahin und gucken was los ist"!

Gesagt, getan, da die Runde während der Vinitaly in Verona stattfand haben sich spontan einige Kollegen gefunden, die ihre Rückreise mit einem Umweg über das Friaul verlängerten. Volpe Pasini hat sich bereit erklärt, die kleine Truppe aus Deutschland aufzunehmen. Schön dass es verschiedene Leute aus unterschiedlichen Gebieten waren, neben mir aus Frankfurt am Main waren auch München, Bamberg, Bremen, Trier, Landsberg und die Bundeshauptstadt mit von der Partie. Volpe Pasini ist das älteste Weingut (seit 1596) in Nordostitalien, der Landsitz war im 19. Jahrhundert ein Treffpunkt der Elite des Landes. Auf seinem spektakulären Flug nach Wien 1915 übernachtete Gabriele D'Annunzio hier um am nächsten Tag von Triest aus weiterzufliegen, seine Flugblätter über der Stadt abzuwerfen und die Bevölkerung zur Kapitulation zu bewegen. Volpe Pasini liegt im Colli Orientali del Friuli, dem Besitzer, Dottore Rotoli, gehört auch das legendäre Weingut Schiopetto in Mitten des Hügelgebietes Collio del Friuli, das eigentliche Ziel unserer Reise. Denn dort, wo das Herz des Anbaugebietes schlägt, begann 1965 alles! Dort soll also die Wiege des Italienischen Qualitätsweissweins sein. Dort wurde die weiße Seele der Italienischen Weine geboren, noch lange bevor in Südtirol, Frascati, Soave oder Sizilien daran gedacht wurde den Spitzenweinen der Welt Paroli zu bieten. Bis zu dieser Zeit waren Deutsche Rieslinge, weiße Weine aus dem Elsass, Bordeaux, Weine von der Loire oder aus dem Burgund die Spitze der Weinproduktion. Aber dann kam Mario Schiopetto und stellte die Weinwelt auf den Kopf! Der erste in Italien mit temperaturkontrollierter Vinifikationstechnik! Der erste mit Spontanvergärung durch eigener Hefeselektion aus den traubeneigenen Hefen! Der erste der statt zu pumpen die Schwerkraft nutzte! Der erste der in Italien die selektierten Klone den verschiedenen Bodenkompositionen zuordnete! Der erste der im Friaul einen damals noch Tocai genannten Friulano herstellte, gemäß seines Vorbilds Tocai d' Alsace von der Domaine Trimbach. Schiopetto´s Schlegelflasche und das Etikett erinnern noch heute daran.

Bei Schiopetto angekommen sind wir überwältigt von der sauber und akkurat angelegten Winzerlandschaft. Geradezu sichtbar ist die Perfektion und Qualitätsbegeisterung der Winzer im ganzen Collio, sanft hebt und senkt sich die grüne Landschaft in Hügeln und Senken. Die Rebstöcke bilden unbeirrt ihre Reihen und werden nur von Villen und kleinen Dörfchen, von Bächen und zum Teil ausgetrockneten Flussbetten unterbrochen. Die Menschen sind freundlich und in der kleinen Osteria kommt man schnell ins Gespräch mit den Einheimischen. Drei Kalifornier, der italienischen Sprache nicht mächtig, schließen sich uns an. Wir kommen ins Gespräch und staunen über die großen Stückzahlen der in Los Angeles und San Francisco verkauften Weine. Die Amerikaner loben das gute Preis/Genussverhältnis und setzen die Qualität der Friulaner mit denen der Großen Gewächse Deutschlands, Frankreichs und Amerikas (Oregon, Washington State und natürlich Kalifornien) ins Verhältnis. Wir bekommen die ersten Zweifel an unseren Vorurteilen. Im Keller der Villa Schiopetto erlangen wir erstmals Eintritt in die Cathedrale del Vino, wir hören von den Amerikanern, dass Robert Mondavi seine Winecathedral nach dieser benannt hat. Auch bei diesem Begriff war Mario Schiopetto schneller als alle anderen. Wir betreten Marios Zimmer, der Raum, wo in einem Duzend Stahlbehältern die traubeneigenen Hefen gezüchtet werden. Wir erfahren, dass diese Anlage zusammen mit einer anderen in Südafrika die größte ihrer Art ist. Auf Nachfrage erfahre ich, dass andere Winzer auch so arbeiten, aber meist mit nur einem Prestigewein, nicht mit der gesamten Produktion! Wir bekommen große Augen (und eine trockene Kehle). Über einen Aufzug gelangen wir in den ersten Stock, der Grund, Mario konnte vor seinem Tod nicht mehr laufen, war auf den Rollstuhl angewiesen und wollte aber bis zum Schluss seiner Berufung folgen und jeden Tag im Weinkeller arbeiten. In jungen Jahren erfahren wir habe er im Auto geschlafen um während der Vergärung bei seinen Weinen zu sein (im Keller wäre es wegen des Kohlendioxids zu gefährlich gewesen)! Oben im Verkostungsraum steht der Jahrgang 2014 für uns zur Degustation bereit! Hey, wir haben April 2016 und würden gerne den aktuellen Jahrgang probieren, 2014 ist ja auch nicht eins der herausragenden Jahre! Die beiden Brüder Francesco und Alessandro Rotolo lachen und sagen: "Das ist der aktuelle Jahrgang, Schiopettoweine kommen immer erst im zweiten Jahr nach der Ernte auf den Markt, und gute Weingüter erkennt man stets an schlechten Jahrgängen! Er öffnet den ersten Wein, einen Schiopetto Blanc des Rosis Bianco 2014, den Brot und Butterwein des Weingutes und lächelt noch immer. Feine Noten von weißen Blüten, Jasmin, Lindenblüten, Salbei und andere balsamische Noten sind sehr leicht und fein zu erahnen. Ganz schön leicht, etwas wenig für den Preis denke ich und notiere eine entsprechende Punktzahl auf meinem Verkostungsblock. Während die nächste Flasche geöffnet wird probiere ich nach und erhöhe die Zahl etwas, dieser feine Geschmack, zart und filigran, bleibt aber am Gaumen beständig präsent! Bevor der nächste Wein, ein Ribolla Gialla Venezia Giulia 2014 von Schiopetto eingeschenkt wird, packe ich noch geschwind ein Pünktchen zu! Wir starten mit den "richtigen Schiopettoweinen" im gelben Gewandt! Der Schiopetto Malvasia Collio del Friuli 2014 ist ebenso ein "Devil in disguise". Ich fange an meinen Punktekatalog zu überdenken und komme in Schwierigkeiten. Zeitgleich lege ich eine Einkaufsliste an! Es folgen Pinot Grigio, Pinot Bianco, Sauvignon Blanc und der - Gambero Rosso Weisswein des Jahres - Friulano del Collio von Schiopetto, sie ahnen es, Jahrgang 2014! Bähm, Bähm, Bäääähm! Kein einziger Blockbuster, keine Granate, keine Superdupernase, kein Geruchsporno beim Sauvignon! Nix von alledem! Nur unendliche Eleganz, eine geradezu aristokratische Finesse, eine in der Ferne wunderschön singende Violine, der man auf dem Weg in den Schlummer lauscht und selig mit einem Lächeln auf den Lippen träumend nachsinnt. Wahnsinn, das ist also dieser Mythos, der diesen Weinen anhaftet! Man muss aufmerksam sein, sich den Weinen widmen, zuhören, schmecken, ich lerne. Ich lerne wie in frühen Jahren. Es werden zwei Rotweine geöffnet, Rivarossa und Blumeri, Cabernet-Sauvignon und Merlot beide toll und beeindruckend, schwer, saftig, ausgewogen, eine Überraschung, sie haben mir schon auf den Messen sehr gut gefallen, sie haben mich überrascht als ich erfahren habe, dass sie aus dem Friaul stammen. Sie wachsen im Colli Orientali, nur dort sind alle Bedingungen für den Anbau von Rotweinen so wie die strengen Anforderungen des Weinguts es fordern. Wir machen uns auf und besuchen den Weinberg Blumeri inmitten der unvergleichlich lieblichen Landschaft die mich an das Auenland im Herrn der Ringe erinnert, allerdings nicht ohne noch zu erfahren, das Mario Schiopetto die erste Heizkraftanlage für seine Rebabfälle (ähnlich des heutigen Pelletsystems) erfunden und auch in der Agronomie Pionierarbeit geleistet hat. Alles toll, aber der zarte Geschmack und der feine Duft der Weißweine geht mir nicht aus dem Kopf, nicht vom Gaumen, nicht aus der Nase. Ich muss meine Kenntnisse neu justieren! Mein Einkaufszettel, wird länger. Am Abend diskutieren wir lange über die Erlebnisse dieses Tages, ein jeder ist geradezu entzückt. Wir fragen uns wie wir unseren Kunden dieses Erlebnis transportieren können. Am Abend sind wir alle, samt den Amerikanern, eingeladen mit der Familie Rotolo zu Abend zu essen. Frau Rotolo lässt es sich nicht nehmen persönlich für alle zu kochen, es gibt friulanische Hausmannskost. Einen Gerstenbrei mit Garnelen, frische Spargel, Gemüseflan, geschmortes Lamm, alles köstlich, fein und begleitet mit alten Weinen aus dem privaten Keller. Die Familie erfreut sich mit wachsender Begeisterung unserer offenen Münder und Augen wenn wir die Jahrgänge erfahren welche die aufgetragenen Bouteillen tragen. 1999, 2001, 2004, 2006, 2007, 2009 die Jüngste. Weißweine, frisch wie am ersten Tag! Keiner der Weine hatte einen Alterston, weder im Geruch, in der Farbe oder gar im Geschmack! Nur im Gegensatz zur jüngsten Abfüllung viel edler, viel ausgewogener, kräftiger, kompletter in der Textur. Hat man in den Weinen der ersten Verkostung die Natur, die Landschaft, die filigrane Handwerkskunst des Kellermeisters gespürt so werden diese Weine noch um die Faktoren Zeit, Kultur, Ruhe und Geduld ergänzt und vervollständigt. Eine der imposantesten Weinproben die ich erleben durfte! Ich bin wahrlich überwältigt! Am nächsten Morgen nach einem leckeren Frühstück machen wir uns auf den Heimweg nicht ohne noch in Cividale del Friuli die berühmte Teufelsbrücke zu bestaunen, in San Daniele Schinken zu essen, in Udine Schuhe zu kaufen, in Triest Kaffee und in Slowenien Benzin zu tanken. Während wir über die Tauernautobahn nach Hause fahren bleiben wir noch zweimal zum rasten stehen und lassen das erlebte Revue passieren! Auch die traditionelle Rast im Ayinger Braustübel wo sich unsere Wege trennen ist geprägt vom Erlebnis "Friaul" - Ein Juwel zwischen Aplen und Adria.

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